Achtsam sein
Nie sind wir so sehr ganz da, wie wenn wir ganz weg sind.
Ganz weg sein- das passiert uns manchmal. Es bedeutet, ganz präsent zu sein,
jede Faser des Körpers, des Geistes, der Seele zu spüren, zu fühlen, zu sehen,
zu riechen, zu schmecken, zu hören. Gefesselt, gebannt, enthoben, gespannt. Es
sind dies Augenblicke des Glücks, der Vollkommenheit, des Ganzseins. Augenblicke
der Verschmelzung. Augenblicke, in denen alles ganz genau so richtig ist, wie es
ist. Weil es Augenblicke sind, in denen sich alles aufhebt: die Zeit, der Raum,
die Gedanken, die Ängste, der Ärger, die Verletzungen. Ganz weg sein, um ganz da
zu sein: wach, präsent, urteils- und wertfrei, einfach SEIN. Bedingungslos und
zweckfrei. Es sind göttliche Augenblicke.
Werdet wie die
Kinder
Kinder können dies noch. Es ist die natürliche, im Menschen angelegte
Weise des Menschseins. Kinder gehen ganz in ihrem Tun auf, agieren intuitiv und
vorbehaltlos aus ihren Gefühlen heraus. Sie brüllen lauthals, um im nächsten
Augenblick friedlich und lustig weiter zu spielen. Ohne zu überlegen ob es sich
gehört oder nicht, tun sie spontan das, was der Augenblick verlangt. Echt,
einfach und authentisch. Ohne Rolle zu spielen, ohne Maske aufzusetzen. Der
Erwachsene hat vergessen, was er als Kind gekonnt hat, ohne es je gelernt zu
haben.
Präsent sein
In der Achtsamkeitsmeditation übe ich jene
entspannte Aufmerksamkeit, die mir den Weg zur achtsamen, einfühlenden
Lebensgrundhaltung im Alltag weist.
Diese Art präsent zu sein hat nicht so sehr
damit zu tun, was der Mensch tut, sondern wie er das tut, was er tut. Damit
werden die einfachsten alltäglichen Dinge zu etwas ganz Besonderem und das Leben
wird etwas ungemein Kostbares. In vielen Augenblicken nicht ganz da zu sein
lässt übersehen, was im Leben am wertvollsten ist. Nicht ganz da zu sein bringt
um den Reichtum und die Tiefe der Erkenntnisse, die die Möglichkeit zu wachsen
und zur Veränderung geben.
Zuhören oder hinhören
Die Achtsamkeit
macht den Unterschied aus. Hinhören und ganz bei der Sache sein, ohne
gleichzeitig schon die Antwort auszudenken, ergibt eine ganz intensive Qualität.
Es lässt viel mehr vom Gehörten erspüren, als das bloß oberflächliche Zuhören.
Die leicht zittrige Stimme, die unsichere Nuance im Unterton, die Traurigkeit
oder Freude im Tonfall kann nur wahrnehmen, wer ganz bei der Sache ist, sich
einfühlt. Das, was zwischen den Zeilen spürbar wird, verrät viel mehr, als der
Satz und die Worte. Und die Antwort hat eine ganz andere Qualität: respektvoll,
wertschätzend, liebevoll, wohltuend: ja, ich fühle, wie es um dich steht, ja, du
bist für mich ganz wichtig. Das achtsame Wahrnehmen verbindet mit der Intuition
und diese lässt immer das Richtige tun.
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